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Interview mit Tobias C. Bloemeke, Partner und Prokurist | Carpus+Partner AG

Tobias Bloemeke studierte Architektur an der RWTH Aachen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn vom Büro Norman Foster in London über RKW in Düsseldorf 2016 zu Carpus+Partner AG nach Aachen. Dort leitet er seit dem 1.1.2017 den Standort München und den Fachbereich Architektur. Als Experte für die Entwicklung moderner Arbeitswelten gilt sein besonderes Interesse der Abbildung optimaler Nutzeranforderung bei gleichzeitiger Berücksichtigung strategischer Unternehmensziele sowie einer ansprechenden Gebäudearchitektur.

1. Die Carpus und Partner AG entwickelt, plant und baut gemeinsam mit den Nutzern und unterstützt den Gebäudebetrieb über den gesamten Lebenszyklus. Ist es das, was Sie von anderen Unternehmen in der Baubranche unterscheidet oder gibt es da noch mehr?

Tobias C. Bloemeke: Ja, das ist eines der zentralen Elemente, welches uns von anderen unterscheidet. Wir sind ein multidisziplinäres Ingenieur- und Beratungsunternehmen mit über 34 verschiedenen Berufen im Team, unter anderem Architekten, Bauingenieure, Haustechniker, Laborplaner, Reinraumplaner, Prozessexperten, Maschinenbauer, Elektrotechniker, Berater und systemische Coaches, die Führungskräfte entwickeln oder auch partizipative Prozesse mit Nutzergruppen unserer Bauherren durchführen. Diesen ganzheitlichen Ansatz proklamieren wir und er macht den großen Unterschied aus. Der Markt weiß unsere Arbeitsweise, alles aus einer Hand zu erhalten, in vielen Projektstrukturen sehr zu schätzen. Wir empfehlen unseren Kunden bei jedem Projekt, nicht nur die reine Bauaufgabe in den Fokus zu stellen, sondern ganzheitlich auf die Prozesse und auf die Anwender zu schauen. Über viele Jahre konnten wir beobachten, dass ein Bauherr nicht die notwendige Kapazität hat, sich um die Koordination der vielen Fachexperten zu kümmern. Unsere Kunden schätzen es sehr, mit einem für das jeweilige Projekt ernannten Projektmanager eine verantwortliche Person zu haben, der für ihn für sein Projekt die Verantwortung in allen Belangen übernimmt. Wenn der Kunde es wünscht, bekommt er seinen Bedürfnissen entsprechend eine ganzheitlich abgestimmte, schnittstellenerprobte und kollisionsfreie Lösung und muss sich mit der Fülle der Abstimmungsprozesse nicht beschäftigen. In der Bandbreite unseres Leistungsumfangs gibt es kein vergleichbares Unternehmen in Deutschland.

Es gibt große Generalplanungsbüros, die starke Netzwerkpartner haben, aber nicht selbst über die Bandbreite an Expertise verfügen, wie wir es tun. Es gibt in Deutschland einige starke Generalplaner, mit denen wir uns derzeit in Verhandlungen befinden, mit der Absicht, einen Verband Deutscher Generalplaner zu gründen. Dieser Zusammenschluss bietet unseren Kunden zukünftig eine noch höhere Qualität in Bezug auf eine ganzheitliche, schnittstellenfreie Planung aus einer Hand. Abseits von der Generalplanung bietet unser Unternehmen noch Unternehmensberatung, strategische Projektentwicklung und Technologieberatung an. Unsere Maschinenbauer tauschen sich mit den Werksleitern und den Fabrikplanern unserer Kunden aus. Insofern sind wir noch breiter aufgestellt als alle anderen Generalplaner.

Letztlich sind es auch unsere Unternehmensphilosophie, unsere Werte und unsere Struktur, die uns von vielen anderen Unternehmen unterscheiden. Das bekommen wir auch immer wieder von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gespiegelt, denn sie arbeiten mit Begeisterung für Carpus und fühlen sich hier sehr wohl.

2. Wie kam es zu der Fokussierung auf Unternehmensimmobilien, denn diese Ausrichtung betonen Sie auf Ihrer Webseite?

Tobias C. Bloemeke: Wir haben eine Unternehmensmission, die wir für uns definiert haben. Wir entwickeln Gebäude, die Wissen für eine hoffnungsvolle Zukunft vermehren. Das ist ein Satz, an den wir alle fest glauben und hinter dem jede/r einzelne Mitarbeiter/-in mit seiner/ihrer intrinsischen Motivation im Unternehmen steht. Wissensvermehrende Gebäude sind eine spannende Nische im Markt, dazu zählen Schulen, Universitäten, Institute, wie Max Planck oder Fraunhofer und alle RND-Prozessgebäude in der Industrie. Viele große Konzerne in Deutschland, GROHE zählt mit Sicherheit auch dazu, haben eine Forschungsund Entwicklungsabteilung, in der neue Produkte erfunden werden, sei es zur Entwicklung neuer Keramikverbundstoffe oder neue Designs. Ich persönlich finde es wahnsinnig spannend und inspirierend, mit Leuten zu arbeiten, die ein Gebäude als Werkzeug zur Verbesserung ihrer eigenen Arbeit nutzen wollen und nicht als Objekt der Spekulation, wie es beispielsweise im Wohnungsbau verbreitet ist.

Wissenschaftler sagen Ihnen weniger, was für eine Art Haus sie brauchen, sondern welche Arbeitsweisen ein Haus ermöglichen muss, beispielsweise crossfunktionales, interdisziplinäres und hochvernetztes Arbeiten für die Entwicklung neuer Medikamente. Daraus entstehen stets ganz tolle Ideen, an deren Entwicklung wir großen Spaß haben. Diese von uns entwickelten Gebäude für Kunden wie beispielsweise Merck, Daimler, BASF, Bayer u.v.a. bezeichnen wir als sogenannte Unternehmensimmobilien, sie sind und bleiben Eigentum dieser Firmen, da sie sie für die Verbesserung ihrer Kernprozesse benötigen und nicht beabsichtigen, sie nach dem Bau zu verkaufen und eine möglichst hohe Miete zu erzielen. Das unterscheidet unsere Projekte im Wesentlichen von allen anderen Projekten wie bspw. Hotel-, Gewerbe oder Wohnungsbauprojekten.

Wir planen keine Hotels und keine Wohnungen, sehr wohl aber Büros, weil auch in Büros gerade in diesen Zeiten Wissen vermehrt wird. Auch Verwaltungsgebäuden kehrt die Gewissheit ein, dass der digitale Wandel und die künstliche Intelligenz die Arbeitswelt in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren radikal verändern wird. Es gilt darüber nachzudenken, wie viele reine Schreibtischarbeitslätze, wie viele Interaktions-, und Kreativitätsfördernde Arbeitsplätze und wieviel Server-Fläche in Abhängigkeit vom Geschäftsmodell zukünftig noch benötigen werden. Diese Überlegungen sind im Hinblick auf moderne Büro- und Arbeitslandschaften gerade sehr spannend.

Zukünftig werden Maschinen signifikant schneller  und besser als Menschen rechnen und komplexe Vorgänge abwickeln, wodurch letztlich weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden, als bestehende wegfallen. Zukunftsfähige Unternehmen werden ein stabiles Werte- und Kultursystem entwickeln, moderne Arbeitswelten meistern den Spagat zwischen den computerisierten Tätigkeiten und den kreativen, emotionalen und menschlich geprägten Prozessen.

3. Sie beschäftigen bei Carpus + Partner an verschiedenen Standorten in Deutschland dreihundert Mitarbeiter. Wie haben Sie sich seit Corona organisiert? Und wie schätzen Sie Ihre mittel- und langfristige Auftragslage ein?

Tobias C. Bloemeke: Auch vor Corona hielten wir es schon für sehr erstrebenswert, dass bei uns im Unternehmen eigenverantwortlich, selbstbestimmt und im Kooperationsprinzip miteinander gearbeitet wird. Wir haben eine dienende Führung im Sinne der Kooperation und keine weisende, was dazu führt, dass sich unsere Mitarbeiter in den Projekten und in den Teams immer sehr eng abstimmen. Wir haben in den Köpfen unserer Mitarbeiter und auch in der Mentalität und der Haltung zu unserer Arbeit einen ganz wesentlichen Punkt verankert, nämlich den der Selbstorganisation und der Eigenverantwortung. Wir leben das Prinzip des aktiven „Ja-sagens“. Wenn beispielsweise eine Besprechung endet, dann hat jeder Teilnehmer sehr aktiv und sehr bewusst zu den Themen genickt, die er für sich als Aufgabe mitgenommen hat. Dieses Vertrauen ist für die Leistungsbereitschaft und die Leistungsfähigkeit der Teams unglaublich wichtig. Vertrauen ist ein zentralerer Unternehmenswert, den wir für wesentlich erachten. Wir haben beispielsweise Vertrauensarbeitszeit, keine Präsenzarbeitszeit an allen unseren Standorten. Die Mitarbeiter können kommen und gehen, wann sie wollen und von überall arbeiten. Ich gebe meinem Team damit ein Signal des Vertrauens, dass sie ihre Aufgaben termingetreu und in hoher Qualität bearbeiten und fertigstellen.

In Bezug auf die technische Ausstattung sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit langer Zeit bereits standortübergreifend mit Laptops ausgestattet und haben an jedem Standort Docking Stations an den Schreibtischen, sei es in unseren Büros in Aachen, Frankfurt, München, Köln oder Berlin. Unsere IT-Infrastruktur hat ein flexibles Arbeiten schon vor der Krise möglich gemacht. Als dann Corona kam, mussten wir uns eigentlich nicht umstellen, sondern hatten unser System mit der Möglichkeit der Home-Office Arbeiten bereits dahingehend aufgestellt. Insofern befürchteten wir auch nicht, dass die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter absinkt, wenn sie jetzt vermehrt von zu Hause arbeiten. Corona hat unsere bereits vorher getroffenen Entscheidungen bestärkt. Natürlich hat sich auch bei uns die Kommunikation geändert, wir führen dieses Interview ja heute auch virtuell über den Bildschirm. Der rein digitale Austausch funktioniert bei uns sehr gut, sowohl intern als auch extern. Wir organisieren über den virtuellen Weg mittlerweile auch große Kunden- Workshops mit bis zu zwanzig Teilnehmern. In Bezug auf Ihre Frage nach der Auftragslage hat natürlich der ein oder andere Kunde wegen der Unsicherheit entschieden, sein Projekt erst einmal auf Eis zu legen. Oder neue Projekte, die schon ausgeschrieben waren, wurden um ein halbes Jahr nach hinten verschoben, um zu sehen, wie sich der Markt entwickelt. Diesbezüglich ergibt sich für uns eine kleine Delle. Da wir aber auch für forschende und entwickelnde Unternehmen, insbesondere in der Pharma- und Life-Science-Branche arbeiten, haben wir auch andere Beispiele, etwa Biontech, die wir durchgehend beraten. Die Welt unserer Kunden wird sich weiterdrehen und gerade für kreative, nach vorne schauende und agile Unternehmen, die zu unseren Kunden zählen, wird es eine Zukunft geben, weil sie den Markt mit guten, neuen Ideen bestimmen werden. Diesen Kunden werden wir auch weiterhin mit unserer Beratung zur Seite stehen und dementsprechend eine wichtige Rolle übernehmen.

4. Sie erwähnen auf Ihrer Webseite, dass das Ergebnis Ihrer Leistungen einzigartige Unternehmensimmobilien sind. Was verstehen Sie unter einzigartigen Immobilien?

Tobias C. Bloemeke:Wichtig ist mir bei der Beantwortung dieser Frage, Herrn Günter Carpus zu erwähnen, einer der zwei Unternehmensgründer. Peter Winkler war der zweite. Letztlich haben wir bei Carpus+Partner alles diesen zwei Herren zu verdanken, die das Unternehmen aufgebaut haben und die sich schon sehr früh und immerwährend mit der Frage der besten Unternehmensstruktur und mit der Frage, welche Werte und welche Organisationsform zum Erfolg führen werden, beschäftigt haben. Günter Carpus sprach in diesem Zusammenhang immer von der sogenannten Mozart-Fähigkeit eines jeden Menschen. Wolfgang Amadeus Mozart war ein Wunderkind und ein begnadeter Pianist und Komponist. Laut Günter Carpus Auffassung schlummert in jedem Menschen eine ganz besondere Fähigkeit, ähnlich wie Mozart sie hatte. Die Frage ist nur, tritt sie irgendwann zutage oder nicht. Die Idee unseres Unternehmens ist, den Menschen in seiner Mozart-Fähigkeit zu entdecken und eine Unternehmensplattform zu bieten, auf der sich jeder Mensch so frei entfalten kann, dass er möglichst seine besondere Fähigkeit entdeckt. Einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben sich bei uns bereits in bestimmte Bereiche vorgearbeitet, die sie möglicherweise ohne diese offene Unternehmensphilosophie nicht für sich entdeckt hätten. Und mit genau diesem gleichen Ansatz gehen wir auch an ein Kundenprojekt heran, was der Auftraggeber nicht erwartet und ihn überrascht. Wir arbeiten fast für alle dreißig DAX-Firmen, unter denen es noch recht tradierte Unternehmungen gibt, die aus einer Zeit stammen, in der man davon einfach überhaupt noch nichts hören wollte oder konnte. Und jetzt kommen die Carpus Berater mit unserer Kultur und Haltung und sprechen von der Mozart-Fähigkeit. Das stößt zunächst auf Erstaunen, man betont, man wolle doch nur ein Gebäude bauen. Wir hingegen weisen darauf hin, dass das Gebäude mehr als ein Haus mit fünfhundert oder tausend Arbeitsplätzen ist, nämlich ein Ort, wo sich Menschen begegnen und vernetzen, wo Kreativität und innovative Ideen entstehen. Und damit überzeugen wir viele CEOs, weil sie natürlich ein Interesse daran haben, dass es dem Unternehmen langfristig gut geht. Wir leben in Deutschland in einer Technologiegesellschaft und schaffen Wertschöpfung vorrangig mit unseren Köpfen, nicht mit unseren Händen. Diese denkenden Menschen und kreativen Köpfe sind sehr empfänglich für diesen Ansatz. Mehr und mehr Unternehmen in Deutschland schaffen nach und nach den wichtigen Schritt in eine zukunftsweisende Richtung.

Zukünftig werden Maschinen signifikant schneller  und besser als Menschen rechnen und komplexe Vorgänge abwickeln, wodurch letztlich weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden, als bestehende wegfallen. Zukunftsfähige Unternehmen werden ein stabiles Werte- und Kultursystem entwickeln, moderne Arbeitswelten meistern den Spagat zwischen den computerisierten Tätigkeiten und den kreativen, emotionalen und menschlich geprägten Prozessen.

5. Welche einzigartigen Immobilienprojekte planen Sie zurzeit?

Tobias C. Bloemeke: Wir planen derzeit hier im Münchener Team in Kooperation mit den Aachener Kollegen ein neues Forschungszentrum für die Firma Hilti in Landsberg am Lech. Bei diesem Projekt begegnen sich Chemiker und Experten diverser wissenschaftlicher Ausbildungen und erforschen, wie man die Marktführerschaft von Hilti sichert. Es handelt sich um ein Forschungserprobungs- und Produktionsgebäude, das aus Büros, Laboren und Prüfhallen besteht. Ich bezeichne diese Art von Gebäuden als hybride Forschungs- und Entwicklungsgebäude, weil sie eine gewisse Evolution erlebt haben, denn ursprünglich handelte es sich um reine Labors. Vor hundert Jahren standen dort Mitarbeiter in Kitteln, haben irgendwas angerührt und die Ergebnisse auf einen Block aufgeschrieben. Vor fünfzig Jahren hat man dann gemerkt, dass die Dokumentation doch sehr wichtig ist und man hat Büroarbeitsplätze neben das Labor gebaut, womit hybride Laborbürogebäude mit sehr klassischen Büroformen entstanden. Heute reden wir über moderne, flexible Arbeitslandschaften neben den Büroflächen und wenn – wie bei Hilti – noch Flächen für Erprobungsprozesse dazukommen, entsteht ein hoch komplexes Technologiegebäude mit kurzen Wegen und einem hohen Grad an Vernetzung, in dem sich ca. 220 Menschen täglich in dafür eigens geplanten Aufenthaltsbereichen treffen und austauschen können.

Des Weiteren haben wir in München für die japanische Pharmafirma Daiichi Sankyo das Verwaltungshauptquartier mit einer sehr offenen und transparenten Arbeitswelt für 550 Mitarbeiter umgebaut. Viel machen wir auch für Siemens. In Erlangen haben wir beispielsweise eine Röntgenstrahler-Fabrik geplant und entwickeln derzeit für den Geschäftsbereich Computer Technologies ein hybrides Laborbürogebäude als neue Zukunftsabteilung, womit Siemens die eigene Unternehmenszukunft entwickelt. Henkel beraten wir in Düsseldorf gerade in einem Smart Building Projekt bei der Entwicklung einer App-gesteuerten Nutzeroberfläche mit Gebäudeleittechnik, Wegeleitsystem, Buchungssystem, Dashboard etc. als Innovationsberatung. In 2019 haben wir für die Firma CSL Behring in Marburg ein sehr großes Laborbüround Forschungsgebäude geplant. In Süddeutschland arbeiten wir für Daimler in Sindelfingen an einem großen Projekt, bei dem wir das Change Management und die Gestaltung moderner Büroarbeitslandschaften für ein Gebäude für 7.500 Menschen übernehmen. Vor ungefähr einem Jahr haben wir angefangen, mit diesen 7.500 Mitarbeitern in kleinen Workshop-Gruppen physisch zu arbeiten. Dann kam Corona und das Projekt wurde pausiert. Mittlerweile geht es virtuell weiter. Also all diese Workshops, die wir vor einem Jahr noch mit Klebezetteln und Stuhlkreisen in Stuttgart mit den Menschen vor Ort durchgeführt haben, organisieren wir jetzt im virtuellen Raum, was sehr gut funktioniert.

6. Es ist den Medien zu entnehmen, dass Corona bahnbrechende Veränderungen für die Unternehmenswelten nach sich ziehen wird. Welche sind das aus Ihrer Sicht?

Tobias C. Bloemeke: Ich unterscheide hier immer zwischen drei Kategorien. Kategorie eins ist das unmittelbare Erkennen von vorhandenen Schwachstellen. Wie anfänglich bereits gesagt, waren wir bei Carpus bedingt durch unsere Philosophie, unsere Haltung und unsere Werte längst Corona-ready und mussten nur noch auf einen Knopf drücken und entscheiden, welche Maßnahmen wir heute beachten müssen, damit das Arbeiten aller von zu Hause gut funktioniert. Corona hat bei vielen tradierten, patriarchisch und hierarchisch geführten Unternehmen erst einmal zu einem Schock geführt. Und dennoch mussten diese Unternehmen innerhalb kürzester Zeit dafür sorgen, dass die Geschäfte weiterlaufen. Sie haben dann in kurzer Zeit erkannt, dass das Ganze trotz Umstellung auf Home-Office doch sehr gut funktioniert. Es hätte sicherlich noch eine Generation Geschäftsführer gebraucht, bis die neue Generation über eine grundlegende Veränderung der Strukturen nachgedacht hätte. Also hat Corona die Vorspultaste ausgelöst, was vielen Unternehmen mindestens zehn bis zwanzig Jahre Entwicklung gebracht hat.

Kategorie zwei ist die Umstellung in eine Hybridphase, ein Wechsel zwischen Büroanwesenheit und Home- Office. Viele Unternehmen befinden sich noch in der Auslotungsphase, was bei dieser Art der Arbeitsweise gut und was schlecht läuft und was beibehalten werden sollte, ohne das soziokulturelle Miteinander im Unternehmen zu beeinträchtigen. Das ist auch etwas, was uns bei Carpus+Partner beschäftigt, denn wir pflegen sehr viele Rituale im Unternehmen, insbesondere Präsenzveranstaltungen, bei denen Mitarbeiterinformationen kommuniziert werden. Momentan geht das leider nicht in der uns geliebten Art und Weise, auch nicht die Sozialprojekte, bei denen unser Team beispielsweise ein Kinderheim saniert. Auch wir fragen uns, was uns neben der gemeinsamen Projektarbeit zusammenhält und was wir stattdessen tun können, um eine Standortübergreifende Identifikation aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unserem Unternehmen zu sichern.

Kategorie drei stellt die wichtige Frage: Wenn Corona es in kürzester Zeit geschafft hat, Büroarbeitszeiten, neue technische Ausstattungen und Präsenzarbeit etc. und damit die wesentlichen Grundpfeiler unserer Arbeitswelt zu verändern, dann sollten wir hinterfragen, wann uns auch eine Veränderung bei anderen großen Themen wie Klimawandel, Globalisierung, Auswirkungen der Digitalisierung etc. gelingt. Probleme, die schon ewig bekannt sind, aber nicht engagiert genug angegangen wurden. Ich freue mich, dass durch die Disruption von Corona auch endlich andere Steine ins Rollen kamen, was meiner Meinung nach dringend notwendig ist. Wenn wir jetzt genau hinschauen und mutig sind, die richtigen Entscheidungen zu treffen, werden wir auch in 50 Jahren noch solche spannenden Gespräche über die Zukunft führen. Wenn nicht, könnte es eng werden.

Zukünftig werden Maschinen signifikant schneller  und besser als Menschen rechnen und komplexe Vorgänge abwickeln, wodurch letztlich weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden, als bestehende wegfallen. Zukunftsfähige Unternehmen werden ein stabiles Werte- und Kultursystem entwickeln, moderne Arbeitswelten meistern den Spagat zwischen den computerisierten Tätigkeiten und den kreativen, emotionalen und menschlich geprägten Prozessen.

Tobias C. Bloemeke
Carpus+Partner AG

ZUM KOMPLETTEN INTERVIEW

Carpus+Partner AG

„Gebäude, die Wissen vermehren – für eine hoffnungsvolle Zukunft“. Mit dieser Mission plant und realisiert Carpus+Partner individuelle und hochkomplexe Labor-, Produktions- und Bürogebäude, in denen Menschen begeistert zusammenarbeiten. Am Aachener Hauptsitz und an den Standorten Frankfurt a. M. und München wirken ca. 300 Mitarbeiter für nationale wie internationale Hightech-, Industrie- und Pharmaunternehmen, Hochschul- und Großforschungsinstitute sowie öffentliche Einrichtungen. Die Berater aus dem Bereich „Business ®Evolution“ setzen wichtige Impulse im Hinblick auf strategische Ziele, die Organisation und Kultur unserer Kunden. Die individuellen Wissensträger im Bereich „Technology+Process“ stehen den Auftraggebern zur Problemlösung in hochspezialisierten Aufgabenstellungen beratend und planend zur Seite. Im Bereich „Cooperative Design“ konzipieren und realisieren Architekten, Ingenieure und Projektmanager in crossfunktionalen und interdisziplinären Teams umfangreiche Bauprojekte, die die Experten im Bereich „Realization“ in bauliche Realität umsetzen. Das 1982 von Günter Carpus gegründete Unternehmen wird seit 2016 geleitet von dem vierköpfigen Partnerkreis Dirk Beyer, Tobias Ell, Thomas Habscheid-Führer und Sönke Morgenstern. Die Leitung des Standortes Frankfurt hat 2011 Alexander Kochs und des Standortes München 2016 Tobias Bloemeke übernommen.

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